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Konzeptualismus

Der Konzeptualismus ist im wesentlichen dem britischen Empirismus zuzuschreiben, welcher von einer sensualistischen Erkenntnistheorie ausgeht.
Nichts ist im Verstand, was nicht vorher in den Sinnen war.
Die Lösung des Universalienproblems sucht der Konzeptualismus im erkennenden Subjekt, statt in einer äußeren, `realen' Welt.

Der Konzeptualist erklärt die Allgemeinheit eines Wortes dadurch, daß er auf allgemeine Begriffe verweist, zu denen die Wörter korrespondieren. Dabei muß geklärt werden, was ein solcher allgemeiner Begriff ist.

Für Locke ebenso wie für Hobbes gehört das Universale nicht zur realen Existenz der Dinge. Vielmehr handelt es sich dabei um Produkte des Verstands. Locke betonte, daß nahezu alles Denken verbal ist; nonverbale Vorstellungen beim Denken treten nur in einem sehr beschränkten Ausmaß auf. So deuten bestimmte Stellen in seinem Essay on Human Understanding Locke[Loc90] daraufhin, daß er Ideen nicht nur als Bilder ansah, die zu bestimmten Worten korrespondieren. Er sah sie auch als Bedeutung von Wörtern an. Eine Idee von einem Wort, z.B. von Tisch zu haben, heißt das Wort Tisch zu verstehen und in bestimmter Weise zu gebrauchen. Eine korrekte Idee eines Wortes zu haben, heißt das Wort auf gleiche Weise zu gebrauchen, wie es die anderen tun.

Berkeley wandte sich gegen die Annahme `unum nomen unum nominatum', daß immer das gleiche Wort auch mit der gleichen Vorstellung verknüpft sei. Berkeley reduziert das Allgemeine auf Regeln des Gebrauchs genereller Ausdrücke.6.3

Er zeigte, daß Worte wie Kraft trotzdem sinnvoll benutzt werden können, selbst wenn Fragen, wie `Was ist Kraft ?' (in der Physik) zu keiner Antwort führen.6.4 Damit durchbrach Berkeley die Mauern des strikten Empirismus und antizipierte den Theorieaufbau der modernen Wissenschaft, insbesondere der modernen Physik.

Wie wir zu universellen Vorstellungen kommen, erklärte Hume durch die Gewöhnung des Menschen an die Assoziation bestimmter Ideen mit bestimmten Worten. Man könnte nach Hume sagen, daß wir denken lernen, indem wir sprechen lernen und nicht umgekehrt. Und das Erlernen der Sprache geschieht hauptsächlich durch Gewohnheit.6.5


Eine Konsequenz eines solchen Konzeptualismus ist, daß Begriffe - im Gegensatz zu einer einfachen realistischen Theorie - Veränderungen unterworfen sein können. Begriffe unterliegen einer Entwicklung und Änderung, wenn sich herausstellen sollte, daß es nützlich ist, Klassifikationen anders als bisher zu treffen.


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Achim Hoffmann
2002-07-12