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Die Anwendungen des Begriffs der Kolmogoroffkomplexität liegen
primär in
den folgenden Gebieten:
- Anwendung der möglichen Komprimierung von Zeichenketten:
Zu den berühmtesten Anwendungen gehört sicherlich Chaitins Version
des Beweises des Gödelschen Unvollständigkeitstheorems in Chaitin Chaitin[Cha74].
Eine andere Anwendung der Komprimierungsbetrachtungen
ist das induktive Schließen. Dort wird versucht, eine
möglichst kurze Beschreibung für die gegebenen empirischen Daten zu finden.
Siehe beispielsweise Solomonoff Solomonoff[Sol64],
Freivalds & Kinber FreivaldsKinber[FK77]
oder Li & Vitanyi LiVitanyi[LV89].
- Anwendungen in der mathematischen Zahlentheorie:
Beispielsweise untersuchte Chaitin Chaitin[Cha87]
die Lösbarkeit
diophantischer Gleichungen4.17
und zeigte dabei, daß die Lösung bestimmter
diophantischer Gleichungen
einen unbegrenzten algorithmischen Informationsgehalt erfordert.
- Die Anwendung der Tatsache, daß es Zeichenketten gibt, die
nicht kompromiert werden können:
Die nicht komprimierbaren Zeichenketten lassen sich nicht effektiv
konstruieren, obwohl es durch das erwähnte Zählargument offensichtlich ist,
daß es solche Zeichenketten gibt.
Diese Tatsache kann genutzt werden, um elegante und einfache Beweise
über Unterschranken von Berechnungskomplexitäten zu führen.
Siehe beispielsweise Paul Paul[Pau79]. Weitere Anwendungen
sind von Li & Vitanyi in LiVitanyi[LV91]
diskutiert oder in Kirchherr Kirchherr[Kir92] zu finden.
Eine Weiterentwicklung des vorgestellten Begriffs
der Kolmogoroffkomplexität stellt die
resourcenbeschränkte Kolmogoroffkomplexität dar:
Hier werden die erlaubten Resourcen4.18
beschränkt, die zur Erzeugung einer Zeichenkette mittels
der komprimierten Zeichenkette (dem Programm für die universelle Turingmaschine)
erforderlich sind.
Dies nutzte beispielsweise
Adleman Adleman[Adl79] um die Zeitkomplexität des Faktorisierungsproblems4.19
zu untersuchen.
In der Arbeit werden nun mit Hilfe des Begriffs der allgemeinen Kolmogoroffkomplexität
eine Reihe von Betrachtungen über die Natur künstlicher Intelligenz
und kognitiver Prozesse angestellt. Die Kolmogorffkomplexität
dient dabei als Maß der Komplexität einer (statischen) Beschreibung
dieser Prozesse - sie hat also noch nichts mit der eventuellen
Ausführung eines Algorithmus und damit
etwa mit der Zahl der dabei benötigten
Rechenschritte zu tun.
Will man jedoch konkreter werden, und bestimmte Probleme im Detail betrachten,
so bietet es
sich an, dabei auch einen Begriff der resourcenbeschränkten
Kolmogoroffkomplexität zu verwenden.
Denn einerseits kann man einen Computer bei der Ausführung
eines Programms nicht unbeschränkt viel Zeit einräumen und andererseits
sind auch bestimmte kognitive Modelle nicht plausibel, wenn man
davon ausgeht, daß das menschliche Gehirn als `biologische
Rechenmaschine' unbeschränkte Resourcen zur Verfügung hat.4.20
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Achim Hoffmann
2002-07-12