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Aristoteles

Aristoteles kritisierte Platons Theorie der Formen und stellte dem seine eigene Universalientheorie gegenüber, bei der er die von Platon behauptete Präexistenz der Universalien ablehnte.

Die wichtigsten Argumente, die Aristoteles gegen Platons Theorie der Formen hervorbrachte, waren die drei folgenden:

Damit sind bei Aristoteles Universalien keine Substanzen, die unabhängig von den Einzeldingen existieren. Die Universalien existieren lediglich als gemeinsame Elemente in den Einzeldingen. Die Einzeldinge können gemäß gemeinsamer Elemente, die sie beinhalten, in Klassen eingeteilt werden. Insofern ist Aristoteles Theorie ökonomischer als Platons, da sie für die Klassifizierung sinnlich wahrnehmbarer Objekte nur eine Welt von Entitäten erfordert. Der Unterschied zwischen den beiden Theorien zeigte sich auch in den Namen, die sie in der Scholastik hatten: Platons Theorie war eine Theorie der universalia ante rem (Universalien unabhängig von den Einzeldingen), während Aristoteles Ansatz eine Theorie der universalia in rebus (Universalien in den Dingen) war.

Abgesehen von idealen Begriffen, wie geometrische Begriffe, die nach Platon keine wirklichen Instanzen haben, scheint Aristoteles Theorie die menschliche Erfahrung besser zu erklären. Schließlich scheint intuitiv ein Einzelding wirklich eine Instanz seiner Universalien zu sein. So sagen wir im allgemeinen auch, daß die Tomate oder der Feuerwehrwagen rot ist und nicht, daß die Tomate erfolglos versucht rot zu sein (der Röte nahe zu kommen), wie es Platons Theorie sagen würde.

Aristoteles sah die Aneignung der Universalien als einen allmählichen Prozeß an, der durch sinnliche Wahrnehmung und der Erinnerung an solche stimuliert wird. Somit ist der Zugang zu den Universalien auch für Aristoteles durch den Intellekt gegeben, jedoch geschieht dies dadurch, daß der Intellekt nach und nach mit Zunahme der sinnlichen Wahrnehmung die Begriffe schärft. So lernen wir beispielsweise den Begriff von der Zahl 2 dadurch, daß wir mit Paaren von Dingen konfrontiert werden. Daß 2+2=4 gilt, lernen wir dadurch, daß beispielsweise zwei Paare von Äpfeln vier Äpfel sind. Mit der Zeit erkennen wir, daß die Zahl 2 für ein beliebiges Paar von Dingen steht. Wir erkennen, daß 2+2=4 eine notwendige Wahrheit ist, die auf beliebige zwei Paare von Dingen anwendbar ist.


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Achim Hoffmann
2002-07-12