next up previous contents index
Next: Aristoteles Up: Realismus Previous: Realismus

Platon

Platons Interesse an der Universalienproblematik wurde durch seinen Lehrer Sokrates geweckt. Sokrates interessierte sich hauptsächlich für die menschlichen Tugenden, wobei er nach einer sicheren und genauen Definition dieser Tugenden suchte. Sokrates meinte, daß beispielsweise Gesundheit, Größe oder Stärke in all ihren Instanzen jeweils das Gleiche sein müsse. Platon weitete diese Sichtweise nicht nur auf Gegenstände, sondern auch auf Adjektive wie rot oder schön aus. Es müsse auch etwas wie Röte existieren, das allen roten Dingen gemeinsam ist.

Platon entwickelte daraus seine Theorie der Formen, welche jeder Universalie eine eigene singuläre Substanz zuschrieb. Diese Substanz sollte zeitlos und unabhängig von ihren konkreten Manifestationen in Gegenständen existieren. Im Gegensatz zu singulären Gegenständen können die Formen nur durch den Intellekt erfaßt werden. Die Seele erfährt vor der Geburt eine Ideenschau, bei der sie alle Formen kennenlernt. Später erinnert sie sich an die Formen aufgrund der sinnlichen Wahrnehmung von Einzeldingen.

Bei seiner Theorie der Formen stieß Platon auf das folgende Problem:6.1 Wenn eine Form zu ihren Einzeldingen ein solches Verhältnis hat, daß die Einzeldinge unvollkommene Kopien der Form sind, so entsteht dabei ein unendlicher Regress. Wenn die Form F sowohl auf sich selbst als auch auf ihre Einzeldinge prädizierbar ist, so muß F und ihren Einzeldingen etwas gemeinsam sein. Zum Beispiel ist die Form Röte auf alle roten Dinge prädizierbar, als auch auf sich selbst - schließlich ist Röte ja das Paradeobjekt der roten Objekte und zweifelsohne ebenfalls rot. Also muß es eine Form F' geben, die genau dieses Gemeinsame ist. F' ist dann ihrerseits auf sich selbst prädizierbar, so daß es eine weitere Form F''geben muß, die ... etc.

Platon gelang es nicht, eine schlüssige Erklärung für das Verhältnis zu geben, in dem die Formen zu ihren Einzeldingen stehen. Dieses Problem scheint generell unlösbar zu sein.


next up previous contents index
Next: Aristoteles Up: Realismus Previous: Realismus
Achim Hoffmann
2002-07-12